(Harzer Volksstimme vom 13.04.2019 – von Mariann Kestel)
Rodelbahn in Schierke begeht 50-jähriges Jubiläum / Fortbestehen der Sportstätte nur mit großem persönlichen Einsatz möglich
Schierke l Rundes Jubiläum feiert die Rodelbahn in Schierke. Die Geschichte um den Kufensport beginnt aber früher. Auf eine 50-jährige Geschichte mit vielen Höhepunkten und Wettkämpfen mit bis zu 100 Teilnehmern blickt die traditionelle Naturbahn des Schierker RBV am Barenberg zurück.
Vor 111 Jahren, im Jahr 1908, gründete sich der spätere Schierker Rodel- und Bobsportverein. Für Abfahrten wurde noch im selben Jahr die Bobbahn vom Brocken herab nach Schierke gebaut. Diese Strecke wurde bis 1945 und dann wieder ab 1951 genutzt. Der Bau der Grenze 1961 und die Errichtung des militärischen Sperrgebietes auf dem Brocken setzten dem Rodel- und Bobsport auf dieser Strecke ein Ende. Ab 1964 wurden Wettkämpfe auf der Brockenstraße durchgeführt, später die Bahnhofstraße als Rodelbahn ausgebaut. Gefährliche Abfahrten und schlechte Wettkampfbedingungen führten dazu, dass der Wunsch nach einer eigenen Rodelbahn entstand. Initiator war Oskar Winkler, leidenschaftlicher und ehrgeiziger Rodler und Bobfahrer an der DDR-Spitze. Er fand das geeignete, abschüssige und im schattigen Wald gelegene Gelände am Barenberg mit der notwendigen Nähe zum Wasser, damit eine Vereisung der Bahn möglich ist. Unter Aufsicht der Grenztruppen und ohne große Technik begann im Sommer 1969 der Bau der Rodelbahn. Mitarbeiter des Fernsehsenders Brocken organisierten U-Betonteile, welche ursprünglich zur Abdeckung von Kabelschächten dienten, für die Geraden auf der Strecke sowie L-Teile der Grenzbefestigung, welche für die Außenseiten der Kurven benutzt wurden. Die Gesamtlänge betrug nach Fertigstellung 300 Meter mit Startbock und hatte anfangs sechs, später nach einigen Umbauten nur noch fünf Kurven. Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 60 km/h wurden erreicht. Start- und Zielhaus kamen dazu. Die Männer der ersten Stunde waren Oskar Winkler, Dieter Weidlich, Helmut Hintze, Lothar Thiele, Hans Steinhoff, Jochen Spillecke, Axel Nucke, Uwe Schliecker und Fritz Beier, der zeitgleich Vereinsvorsitzender wurde.
Ohne Strom- und Wasseranschluss erfolgte der Ausbau der Rodelbahn ab dem Winter 1969 bei Fackelschein, Gießkannen und viel Fleiß und Mühe. Kurz darauf wurde der Rodelverein durch Übernahme der Sportvereinigung „Dynamo“ zu einem Trainingszentrum für Rennschlittensport der DDR. Neue Schlitten und Anzüge wurden vom Bezirksfachausschuss geliefert. 1980 wurden zwei Funktionsgebäude errichtet und Strom verlegt. Die Rodelbahn erlebte glanzvolle Zeiten. In den darauf folgenden Jahren wurden Kreismeisterschaften, Bezirksmeisterschaften, Spartakiaden und Bestenermittlungen in den Schüler- und Juniorenklassen mit bis zu 100 Teilnehmern durchgeführt. Übungsleiter waren zu der Zeit Bernd Nehls und Oskar Winkler, welcher sich auch um Material und Organisation kümmerte. Als Kampfrichter standen vor allem Manfred Bidault und Axel Nucke an der Bahn. Die Schierker Schule verlegte den Schulsport auf die Rodelbahn, es gab Schulmeisterschaften und so traten viele Einheimische dem Verein bei. Talentierte Sportler wurden zur Sportschule nach Oberhof und Altenberg delegiert. Die erfolgreiche Karriere von Susi Erdmann aus Blankenburg begann gemeinsam mit der gleichaltrigen Christiane Hopstock auf der Schierker Bahn.
Fortbestehen gesichert
1989 kam die Wende, die Zeiten wurden schwieriger in Hinsicht auf Sportförderung und finanzielle Unterstützung. Die Mitgliederzahlen sanken, aber Rennrodler gab es weiterhin – Tatjana Hüfner aus Blankenburg und Toni Eggert aus Ilsenburg lernten in Schierke das Rodeln und schafften es in die Weltspitze. Neben vielen anderen Sportschülern sind dem Sport bis heute treu: Dirk Spillecke im Schierker Verein und Steffen Meyer als Landestrainer in Sachsen sowie Fabian Wolf aus Blankenburg als Landestrainer in Thüringen. Seit 1992 hat Oskar Winkler den Vorsitz im Schierker Rodel- und Bobsportverein von Klaus Müller übernommen und gab diesen im Jahr 2000 an Dirk Klaus ab. Auch er schaffte es bis heute mit großem persönlichen Einsatz und Optimismus, das Fortbestehen der Rodelbahn zu sichern.
Nach nunmehr 50 Jahren ist diese Aufgabe schwer zu realisieren. Bis heute wird die Rodelbahn am Barenberg in Handarbeit mit Schneematsch modelliert und vereist. Technische Unterstützung gibt es ausschließlich durch eine Schneefräse und eine Wasserpumpe. Auch wird mit den alten Schlitten aus DDR-Zeiten gerodelt, mit den heute üblichen Wannenschlitten ist die Bahn nicht fahrbar. Um die lange Rodeltradition in Schierke sowie die Nachwuchsförderung zu sichern, wiederholt sich der Wunsch nach einer modernen Sportstätte in der Geschichte des Vereins.